Pro & Contra: Kinder von der Hochzeit ausladen
Ist es absolut nachvollziehbar oder ein No-go, wenn Eltern gebeten werden, ohne ihre Kleinen zur Hochzeitsfeier zu kommen? Unsere Redakteurinnen haben sich mit dem Für und Wider beschäftigt.
Feier-Redakteurin Lisa Rupp hat Verständnis für Paare, die ohne Kinder feiern möchten.
Ich mag Kinder sehr und zugegeben, auf Festen jeglicher Art bringen sie eine herrliche Leichtigkeit ins Party-Treiben. Sie tanzen unbeschwert vor der Bühne, kichern, spielen und haben Spaß an allem, was geboten wird. Bis die Müdigkeit einsetzt. Dann werden die ausgelassenen Party-Racker zu kleinen Quengelzwergen.
Wenn sie doch nur schon groß genug wären, um ganz alleine den Heimweg anzutreten, das Taxi zu bezahlen, die Zähne zu putzen, den Pyjama anzuziehen, das Schnuffeltuch zu packen und sich selbst eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen, um dann die Reise ins Schlummerland anzutreten. Leider ist das nicht so und deshalb dezimiert sich die Hochzeitsgesellschaft schlagartig mit dem Sonnenuntergang, denn spätestens dann sind die Eltern gefragt.
Eine Hochzeit ist für das Brautpaar ein einmaliger Tag, an dem alle Freunde und Verwandte an einem Ort zusammenkommen, um gemeinsam zu feiern. Das lässt sich kaum wiederholen, denn selten wird eine Einladung so ernst genommen wie zu einer Eheschließung. Schade, wenn sich ein Großteil der Hochzeitsgäste verabschieden muss, bevor die Party richtig losgeht. Daher ist es für mich durchaus nachvollziehbar, wenn sich Braut und Bräutigam dafür entscheiden, ihre Hochzeit ohne die Mini-Mes ihrer Gäste zu feiern, und das bereits mit der Einladung klarstellen. Meiner Meinung nach geht es dabei nicht um mangelnde Wertschätzung der Kinder, die ohne Frage alle kleine Engel sind. Es geht um die Wertschätzung der Eltern, die sich diesen Abend gönnen sollen, um Gespräche fernab von frühkindlicher Bildung, Folgemilch und Windelmarken zu führen, um zu tanzen und mit dem Sonnenaufgang ins Bett zu fallen.
Kinder auszuladen ist nicht so leicht, wie es klingt, findet Schmuck-Redakteurin Sabina Rahman.
Eines vorweg: Vollstes Verständnis, wenn die monatelang geplante Shabby Chic-Hochzeit keine Ronald McDonald-Sause mit Hüpfburg, Bällebad und Bobbycar-Fuhrpark werden soll. Und für den Ärger über die Eltern, die um 21 Uhr den Party-Killer geben, um ihre überdrehten Sprösslinge in die Federn zu stecken. Da wäre es doch nicht zu viel verlangt, die Kleinen mal für diesen wichtigen Tag zu Hause zu lassen. Oder? Doch – manchmal eben schon! Denn erstens hat nicht jede Familie eine rüstige Oma in petto, die nichts lieber tut, als den ganzen Tag die Kinderlein zu bespaßen, oder das nötige Kleingeld, um – zusätzlich zum Hochzeitsgeschenk – mal eben für zehn Stunden eine Nanny anzuheuern. Und zweitens finden Hochzeiten bekanntlich nicht immer am Wohnort statt. Nach einer langen Anreise das müde Kind an einem völlig fremden Ort einer völlig fremden Person überlassen und ihm zum Abschied zurufen: „Tschüss, mein Schatz, Mama und Papa kommen dann irgendwann wieder!“ Nicht nur nicht cool. Nicht umsetzbar.
Mein Vorschlag: miteinander reden. Als Braut oder Bräutigam einfach mal die Eltern unter den Gästen anrufen und gemeinsam überlegen, wie man es hinbekommt, dass alle richtig mitfeiern können. Ein bisschen Flexibilität von beiden Seiten tut hier gut: Als Brautpaar vielleicht eine Kinderbetreuung vor Ort – geht auch ohne Hüpfburg – und für später provisorische Kinder-Schlafplätze organisieren. Und als Eltern eben ausnahmsweise mal nicht um 21 Uhr die Zelte abbrechen. Ich kann nur sagen: Alles halb so wild. Bei der Hochzeit einer lieben Freundin tanzten mein Mann und ich bis spät in die Nacht. Unsere Zweijährige auch – bis sie selig im Kinderwagen einschlummerte.
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