Das schmeckt nach Glücks­gefühl: Tortentipps vom Profi

So viel mehr als nur ein süßer Leckerbissen: Hochzeitstorten sind gebackene Meisterwerke, Ehe-Orakel und ein Highlight auf jeder Hochzeitsfeier.

Kaum zu glauben, aber die Tradition, das Eheleben mit etwas Süßem zu beginnen, ist schon tausende Jahre alt. Bereits im antiken Rom wurde über dem Brautpaar Mandelkuchen zerbröselt, um ihm Reichtum zu bescheren. Anfang des 19. Jahrhunderts kamen Torten in der Form, wie wir sie heute kennen, in Mode: Mit weißem Zuckerguss verkleidet und über mehrere Etagen reich dekoriert waren sie ebenfalls ein Zeichen des Wohlstands. Heute sollen die süßen Kunstwerke hauptsächlich in Staunen versetzen – optisch wie geschmacklich. Mehrstöckig und reich verziert von außen, himmlisch lecker von innen.

Ein Blick in die Zukunft

Ganz ohne Symbolik geht es aber auch heute nicht: Es heißt, wer beim gemeinsamen Anschnitt der Hochzeitstorte die Hand oben liegen hat, wird in der Ehe das Sagen haben. Anschließend teilt sich das junge Ehepaar das erste Tortenstück und füttert sich, um die gegenseitige Fürsorge zu demonstrieren. Den Gästen wird ebenfalls die Zukunft vorhergesagt: In den Teig werden eine gebrannte und eine einfache Kaffeebohne gegeben und mitgebacken. Der Gast, in dessen Stück sich die geröstete Bohne versteckt, darf sich über eine baldige Verlobung freuen. Wer die einfache Bohne findet, genießt das Ledigendasein hingegen noch etwas länger. Einer anderen Tradition nach wird die oberste Etage samt Figuren aufbewahrt, eingefroren und zum ersten Hochzeitstag aufgetaut und gegessen.

Endlich Tortenzeit!

Leere Mägen oder volle Bäuche: Beides kann die Stimmung auf einer Feier nach unten ziehen. Das Servieren der Hochzeitstorte ist nicht an einen festen Zeitpunkt gebunden und kann sowohl die Stunden bis zum Festmahl verkürzen oder als süßer Snack zum Höhepunkt der Feier gereicht werden.

Mitternachtstorte

Schlägt es nachts zwölf Uhr, ist der Hochzeitstag offiziell beendet und der erste Tag als Ehepaar beginnt. Der ideale Moment für die prachtvolle Hochzeitstorte: Wunderkerzen, ein besonderes Lied und die Stimmung ist perfekt, um gemeinsam das erste Stück Torte zu essen.

Kaffee und Torte

Wenn Eure Trauung bereits vormittags stattfindet und Ihr direkt im Anschluss mit der Feier beginnt, gilt es eventuell, ein großes Zeitfenster zu überbrücken. Die Hochzeitstorte zur Kaffeezeit gegen 15 Uhr als Programmpunkt einzuplanen, hat dann zwei Vorteile: Zum einen werden Eure Gäste unterhalten und zum anderen füllt die leckere Torte den Magen, sodass die Zeit bis zum Dinner nicht mehr so lange scheint.

Desser-Torte

Die wohl pragmatischste, deswegen aber nicht weniger festliche Variante ist es, die Torte als Dessert nach dem Dinner zu servieren. Ein ganz klarer Vorteil: Eure Gäste sitzen bereits an ihren Plätzen und Ihr habt schnell ihre volle Aufmerksamkeit für diesen süßen Programmpunkt.

Hochzeitstorten – Im Interview mit Betty Schliephake-Burchardt

Können Sie Torten genießen, ohne diese insgeheim zu analysieren und zu bewerten?

Nicht wirklich. Allerdings geht es nicht darum, ein Haar in der Suppe zu suchen, sondern vielmehr um die Neugierde, wie etwas gemacht wurde. Und klar: Wenn eine Torte einfach richtig lecker schmeckt, schaue ich genauer hin, um herauszufinden, wie das gemacht wurde und was in dem Rezept anders sein könnte als bei meinem eigenen. Die Optik steht dabei erstmal nicht im Vordergrund, sondern der Geschmack. Wenn man eine Torte dekoriert, um jemand anderem eine Freude zu machen, sind kleine Fehler erlaubt. Anders ist es, wenn es um professionell dekorierte Torten geht. Da bin ich dann doch kritischer und schaue genau hin, wie sorgfältig gearbeitet wurde.

Worauf kommt es bei einer gelungenen Torte an?

Eine gelungene Torte besteht aus unterschiedlichen Komponenten. Am wichtigsten ist das Zusammenspiel von unterschiedlichen Aromen und Ge- schmacksrichtungen, die ein Ganzes ergeben. Dazu kommen dann die Konsistenzen: Die Art der Creme, ist der Boden locker, gibt es etwas Knuspriges oder Fruchtiges? Es muss gar nicht zwingend außergewöhnlich sein. Viel wichtiger ist die Harmonie – es muss zusammenpassen. Dann kommt beim Essen so ein kleines Glücksgefühl auf und man freut sich einfach über den leckeren Geschmack!

Hochzeitstorte mit Blüten aus Buttercreme

Welche Fehler werden beim Backen am häufigsten gemacht?

Ich glaube, der häufigste Fehler besteht darin, nicht richtig vorbereitet zu sein. Man sollte erstmal das Rezept lesen und schauen, ob die Zeitabläufe zu der eigenen verfügbaren Zeit passen. Hat man alle Zutaten und Materialien beisammen, sollte man sich ganz genau an das Rezept halten. Jedes Rezept ist eine Mischung aus Physik und Chemie: Wenn man da eine Komponente ändert, kann das Auswirkungen auf das Ergebnis haben. Außerdem ist es wichtig, sich wirklich Zeit zu nehmen und nicht zu hetzen. Backen ist Slow Food. Wenn man sich darauf konzentriert und es nicht nur nebenher macht, sich an das Rezept hält, dann kann es eigentlich nur gelingen. Und geht ́s doch mal schief, ist es nur ein Kuchen! Solange er lecker ist, sollte man ihn essen und den Kopf nicht hängen lassen!

Worauf sollten Paare achten, wenn sie sich eine Profitorte wünschen?

Zuerst sollten sie sich überlegen, was für eine Hochzeitstorte sie haben möchten und welche Konditoren in der Gegend dafür in Frage kommen. Das würde ich so früh wie möglich machen, da gefragte Torten-Designer häufig schon viele Monate im Voraus ausgebucht sind. Bei einer Konditorei mit Ladengeschäft bietet es sich an, ein Probestück zu kaufen und sich zu erkundigen, wie eine Bestellung abläuft. Bei Designern, die nur auf Bestellung arbeiten, kann man einfach eine E-Mail schreiben und nach dem Ablauf fragen, sofern auf der Webseite nichts zu finden ist.

Bevor der Auftrag dann erteilt wird, sollten außerdem noch organisatorische Punkte geklärt werden: Transport, Anlieferung und Kühlung der Torte oder bis wann man im Ernstfall von der Bestellung zurücktreten kann und welche Kosten dann noch anfallen. Wenn man eine Einzelperson beauftragt, sollte geklärt werden, was im Krankheitsfall passiert. Wenn Gäste Intoleranzen, Allergien oder Unverträglichkeiten haben und das Paar das berücksichtigen möchte, sollte auch das im Voraus besprochen werden.

Hochzeitstorte mit echten Blumen in Rosa und Weiß

Und welche Tipps haben Sie für Paare, die ihre Torte selbst backen möchten?

Auf keinen Fall darf die Hochzeitstorte die erste gestapelte Torte sein, die man selber backt. Einige mehrstöckige Probetorten sollten vorab gebacken werden. Das Ganze muss außerdem gut geplant sein, da man die letzten Tage vor der Hochzeit schon genug Stress hat. Die Böden kann man beispielsweise schon Wochen vorher backen und einfrieren. Das geht sogar mit der gefüllten Torte. Die kann man dann rechtzeitig aus dem Tiefkühler holen und am besten im Kühlschrank auftauen lassen. Die Dekoration aus Fondant lässt sich ebenso schon weit im Voraus formen. Diese muss man dann so lagern, dass sie nicht einstaubt.

Hilfreich ist es, wenn es jemanden im Freundeskreis gibt, der Erfahrungen mit dem Dekorieren von Torten hat. Die Person kann dann am Hochzeitstag helfen, die Hochzeitstorte fertig zu gestalten und den Feinschliff übernehmen, sodass man nicht selbst im Brautkleid in der Küche stehen muss.

Individuelle Hochzeitstorte

Wenn Sie eine Hochzeitstorte ganz nach Ihrem Geschmack und Ihren Vorstellungen kreieren würden, wie sähe diese aus?

Ich mag es, wenn Hochzeitstorten Geschichten erzählen und ganz individuell zum Brautpaar passen. Dabei sollte sie nicht zu verspielt sein. Ich mag die modernen Torten mit hohen Etagen und recht kleinen Durchmessern. Dazu ein paar Blumen aus Blütenpaste und abgestimmt auf das Konzept der Hochzeit Malereien, Modellierungen oder passende Dekorationen. Aber es sollte auf jeden Fall eine Torte sein, die so zu keinem anderen Paar passt.

Klassisch mehrstöckig mit Blumendekor, Motivtorten, Naked Cakes und Donutwalls – Was bleibt angesagt, was wird sich nicht durchsetzen und auf welche Trends dürfen wir uns freuen?

Auch wenn ich nicht der größte Fan davon bin, denke ich, dass Naked Cakes uns noch eine Zeit lang begleiten werden. Ebenso die Drip Cakes, bei denen die Glasur seitlich in Tropfenform hinabläuft. Beide sehen schön aus und man kann sie eigentlich bei jedem Konditor bekommen. Dekorative Elemente wie Donutwalls, Candy oder Sweet Table werden sicher bleiben, weil sie einfach Spaß bringen und sich optisch gut machen.

Ein großes Thema im Zusammenhang mit Naked Cakes sind echte Blumen. Sie sehen toll aus und machen gerade auf den minimalistisch dekorierten Torten richtig was her. Leider wird jedoch bei der Auswahl ganz oft vernachlässigt, dass Blumen oftmals gespritzt sind. Daher sind nicht alle Blumen problemlos dafür geeignet. Eine Hochzeitstorte ist kein Blumengesteck. Wenn es dennoch echte Blumen sein sollen, müssen diese entsprechend präpariert in die Torte eingebaut werden. In Asien sieht man immer häufiger Blumen aus Buttercreme auf Torten gespritzt. Da könnte ich mir vorstellen, dass dieser Trend auch hierherkommt – vielleicht sogar in Kombination mit Naked Cakes.

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Heike Krohz suess-und-salzig.de
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