Geld: für viele ein leidiges Thema. Für manche ein Angstthema. Für einige ein Streitthema. Insbesondere, wenn schlechte Zeiten aufkommen. Es ist deshalb wichtig, Grundlegendes zum Thema Finanzen zu klären und festzuhalten.

Nach Eurem schönsten Tag, wenn die Liebe besiegelt und das Fest gefeiert ist, steht Euch eine wunderbare Zukunft bevor. In guten wie in schlechten Zeiten, heißt es. Ziehen jedoch tatsächlich eines Tages dunkle Wolken auf, wehen mit dem Sturm meist auch Themen wie Geld, Altersvorsorge, Rücklagen – kurz Finanzen – auf den Tisch. Weitaus schöner und weniger konfliktbeladen ist es, wenn das Wichtigste zu diesem Thema bereits vorab nicht nur besprochen, sondern bestenfalls bindend festgehalten ist.

Finanzen in der Ehe – Wie man das Thema Geld in der Ehe angeht

Allen, die das Gespräch scheuen, sei ein Perspektivwechsel empfohlen: Es ist durchaus romantisch, sich darum zu kümmern, dass für die Partnerin oder den Partner bestmöglich vorgesorgt ist – selbst dann, wenn sich die Wege aus unvorhersehbaren Gründen einmal trennen sollten. Diese Motivation, das Thema anzusprechen, gibt der Unterhaltung einen weniger harten oder gar gierigen und geizigen Charakter. Dennoch ist es wichtig, dass sich niemand ganz auf das Gegenüber verlässt. Eine eigene, unabhängige Absicherung sollte oberste Priorität haben.

Unabhängig von der Partnerschaft setzen sich Frauen mit diesen Themen vergleichsweise seltener auseinander als Männer. Das hat auch einen historischen Hintergrund, erklärt Anne Connelly im Interview. Sie ist Gründerin des Onlineportals Hermoney.de, das Frauen dabei unterstützt, sich in der teilweise komplexen Welt des Geldes zurechtzufinden. Neben Artikeln und hilfreichen Tipps informieren Anne Connelly und ihr Team aus Expertinnen in regelmäßigen Podcasts und auf Veranstaltungen zu aktuellen und generellen Finanzthemen. Denn ganz gleich, ob die Zeiten gut oder schlecht sind: Zu wissen, dass für alle Fälle vorgesorgt ist, der Sparplan für den lang ersehnten Traum steht und – losgelöst von der Dauer des Liebesglücks – im Alter keine Armut droht, lässt jede und jeden besser schlafen.

Im Interview

Anne Connelly ist Gründerin von Hermoney.de. Sie ist außerdem Top-Managerin in der Investmentfondsbranche. Bis heute wundert sie sich immer wieder darüber, dass sich vergleichsweise wenige Frauen aktiv mit ihren Finanzen auseinandersetzen.

Frau Connelly, neben den Hardfacts spielt das Mindset eine wichtige Rolle bei den Themen Finanzen und Unabhängigkeit. Welche Glaubenssätze stehen den ersten Schritten am häufigsten im Weg?

Der gängigste Satz ist wohl: Über Geld spricht man nicht. Und Frauen erst recht nicht. Denn historisch betrachtet wurden wir immer vom Geld ferngehalten. Erst seit 1962 dürfen Frauen ein eigenes Konto eröffnen. Seit 1977 dürfen Frauen offiziell – ohne die Erlaubnis ihres Mannes – arbeiten gehen und ihr eigenes Geld verdienen. Es ist also kein Wunder, dass so ein Glaubenssatz stark in uns Frauen verankert ist.

Was sollten wir uns stattdessen immer wieder sagen?

Frauen sollten über Geld sprechen, ganz einfach. Diese Gespräche finden in den letzten Jahren, auch dank Social Media, häufiger statt. Zum Beispiel in Facebook-Gruppen wie unserer von Hermoney.de. Dort sind nur Frauen zugelassen. Oder bei Veranstaltungen für Frauen, die aktuell leider nur digital stattfinden dürfen. Der Austausch in diesen geschützten Räumen ist sehr hilfreich, denn Frauen können sich in ihrem Tun gegenseitig bestärken.

Finanzen in der Ehe – Wie man das Thema Geld in der Ehe angeht

Die Angebote von Hermoney.de unterstützen speziell Frauen auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit. Warum besteht für das weibliche Geschlecht besonderer Handlungsbedarf?

Zwischen Frauen und Männern bestehen noch immer einige Gaps und es gilt, diese Lücken zu schließen. Beispielsweise die zwei bekanntesten: die Gender Pay Gap und die Rentenlücke. Frauen verdienen im Vergleich zu Männern durchschnittlich 18 Prozent weniger. Das liegt zum einen an dem großen Anteil von Teilzeitarbeit und zum anderen an den mangelnden Verhandlungskünsten von Frauen. Und daraus folgt die zweite Lücke: Geringeres Erwerbseinkommen führt zu niedrigen Renten. Frauen erhalten im Schnitt 711 Euro Rente. Männer erhalten im Vergleich 1.148 Euro. Es gibt also Aufholbedarf!

Ein wichtiger Punkt ist zudem, dass sich die Gesetze 2008 geändert haben und heute kaum noch Anspruch auf nachehelichen Unterhalt für die Partnerin oder den Partner besteht. Das ist insbesondere für Frauen dramatisch, die, während sie verheiratet sind, nicht oder nur wenig arbeiten. Findet die Ehe dann doch ein Ende, müssen sie sich wieder voll selbst finanzieren. Das Zitat von Finanzberaterin Helma Sick ist Programm: Ein Mann ist keine Altersvorsorge!

Finanzen haben kein romantisches Image: Wie spricht Frau oder Mann das Thema am besten an, ohne einen Konflikt zu provozieren?

Es ist in der Tat ein emotional besetztes Thema. Insbesondere Männer reagieren oft erbost, wenn die zukünftige Ehefrau über einen Ehevertrag nachdenkt. Es heißt dann oft: Warum möchtest Du am Anfang unserer Beziehung bereits über das Ende sprechen? Unromantisch, ja! Aber auch wichtig. Denn leider geht jede dritte Ehe in die Brüche. Aber auch, wenn alles gut geht: Finanzielle Unabhängigkeit ist in der Partnerschaft ebenso wichtig.

Bei Hermoney.de arbeiten wir mit Coaches und Anwältinnen zusammen, die empfehlen, sich zu einem Geld-Date zu verabreden. Beispielsweise bei einem Glas Wein. Man kann sich in die Augen blicken und besprechen, wie man sich die alltäglichen Finanzen aufteilen möchte. Das Drei-Konten-Modell bietet sich für viele Paare an. Jeder beziehungsweise jede zahlt einen bestimmten Betrag in ein gemeinsames Konto. Über das verbliebene eigene Geld kann dann frei verfügt werden. Das reduziert den Alltagsstress, wenn sich Frau etwas gönnt und der Göttergatte das nicht versteht. Muss er auch nicht und Frau muss sich nicht rechtfertigen.

Muss bereits vor der Ehe alles geklärt sein oder kann das Thema nach dem Jawort ebenfalls angegangen werden?

Einen Ehevertrag kann man jederzeit abschließen – auch nach dem Jawort. Es ist aber wichtig, im Vorfeld darüber zu sprechen, wie man sich den finanziellen Familienalltag vorstellt. Vor allem, wenn Kinder geplant sind. Es beugt so mancher Enttäuschung vor und wer einen Ehevertrag vereinbart, ist schon gut unterwegs. Alles bis ins letzte Detail abzustimmen, ist jedoch meist nicht möglich. Außerdem ändern sich Gegebenheiten und Umstände. Wenn nötig, lässt sich der Ehevertrag auch nachbessern.

Was sind die häufigsten Finanzfehler, die in oder vor der Ehe begangen werden?

Es kommt häufig vor, dass Frauen irgendetwas unterschreiben, ohne genau den Inhalt zu kennen. Das kann teuer werden. Beispielsweise bei gemeinsamen Krediten: Beide haften und wenn die Ehe in die Brüche geht, müssen Frauen nicht selten die Schulden ihres Ex-Partners abbezahlen. Bei gemeinsamem Immobilienerwerb sollte festgehalten werden, wer wie viel eingebracht hat.

Ein ganz wichtiges Thema: Kinder. Wenn Kinder in das gemeinsame Leben treten, arbeiten Frauen häufig in Teilzeit oder verzichten ganz auf ein eigenes Erwerbseinkommen und somit auf den Rentenanspruch. Deshalb sollte der Entscheidung für eine Teilzeitlösung ein Gespräch über finanziellen Ausgleich vorausgehen. Da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, beispielsweise einen Sparplan in einem Fonds auf den eigenen Namen.

Finanzen in der Ehe – Wie man das Thema Geld in der Ehe angeht

Wer sich bisher nur mit dem eigenen Kontostand beschäftigt hat, sieht sich erstmal mit zahllosen Möglichkeiten, Angeboten und Fachbegriffen konfrontiert. Wie finden Neulinge den Einstieg in das große Themenfeld Finanzen?

Dafür habe ich Hermoney.de gegründet. Dort finden Frauen im Startbereich beispielsweise eine Unterteilung in verschiedene Lebensphasen und passend dazu Informationen und Tipps. Sie können nachlesen, was sie vielleicht schon getan haben und was sie als nächstes angehen sollten. Es gilt, sich einen Überblick über die aktuelle Finanzsituation zu verschaffen, die notwendigen Versicherungen zu haben und einen Notgroschen anzusparen. Dann kommt man schnell in den Bereich der Geldanlage. Sparbücher sind keine Alternative mehr. Fonds oder ETFs (börsengehandelte Indexfonds, Anm. d. Red.) sind für eine längerfristige Geldanlage gut geeignet. Für viele ist das ja noch neu. Über unseren Einsteigerinnen-Guide finden Frauen und alle Neulinge ganz leicht Zugang zum Investmentthema der ETFs.

Und ganz wichtig: Das geht schon mit kleinen Beträgen ab 25 Euro. Bei größerem Vermögen bietet es sich an, sich selbst schlau zu machen und gemeinsam mit einer Beraterin die beste Strategie zu erarbeiten.

Und zu guter Letzt: das Argument, mit dem auch die größten Finanz-Muffel überzeugt werden?

Insbesondere wir Frauen sollten wissen, welche finanziellen Konsequenzen unsere persönlichen Lebensentscheidungen haben. Das ist extrem wichtig. Nur so bleiben wir in unserer Kraft und können eine Partnerschaft auf Augenhöhe führen. Als Ehepaar sollten beide Parteien das Beste für einander wollen und dazu gehört das Finanzielle.

Im Übrigen: Nichtstun ist der größte Fehler! Den Kopf in den Sand stecken und zu denken, alles würde schon von alleine werden, ist keine Lösung. Es ist nie zu spät, aber früher ist immer besser. Der Zeitpunkt, sich damit zu befassen, ist jetzt. Einfach ausprobieren, Fragen stellen und sich mit dem Thema befassen – das Gefühl des Fremdelns verschwindet mit der Zeit von ganz allein. Wir Frauen können das!

Mehr Infos unter www.hermoney.de

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